Am Seiteneingang der St. John’s Ko-Kathedrale, der Hauptkirche des Johanniterordens in Valletta auf Malta, liegt am 31. Oktober unterhalb eines Fotos ein Meer von Blumen. Dazwischen Kerzen und handschriftliche Kommentare, die den Mut und die Hartnäckigkeit der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia bewundern und Demokratie fordern. Sie hatte sich mit ihren kritischen Recherchen zu den „Panama Papers“ im Land Feinde gemacht. Vor zwei Wochen ist sie von einer Autobombe getötet worden. Die Hintergründe sind am Tag nach ihrer Trauerfeier noch längst nicht aufgeklärt.
Vor dem Blumenmeer mitten in der Fußgängerzone ist in übergroßen Lettern ein langes Band mit der Aufschrift „Ġustizzja“ (Gerechtigkeit) zu sehen. Das Ganze ist ein Stück Öffentlichkeit mit der Möglichkeit, stehenzubleiben, sich Fragen zu stellen, zu trauern. Nur Schritte daneben verkaufen Händler ihre Waren. Ein Mann am Klavier unterhält unter freiem Himmel die flanierenden Menschen mit eingängiger Musik. Darunter Touristen wie mich. Ich war gekommen, um unter der angenehmen maltesischen Sonne dem deutschen Schmuddelwetter für ein paar Tage aus dem Weg zu gehen.
Ich komme ins Nachdenken: Ungemütlichen Temperaturen kann man erfolgreich entfliehen, dem Tod nicht. Und: Wer auf Missstände aufmerksam macht, lebt gefährlich. Einen Martin Luther konnte sein Landesfürst durch eine fingierte Entführung auf die Wartburg noch retten. Aber seinen Kampf für die Erneuerung der Kirche, die Reformation, gab es auch damals nicht zum Nulltarif.
Johannes der Täufer, an den die Ko-Kathedrale in Valletta erinnert, war schon zu biblischen Zeiten ein unbequemer Mahner. Seine Kritik an Herodes brachte ihn erst ins Gefängnis und kostete ihn später seinen Kopf. Die nach ihm benannte Kathedrale in Valletta ist ein sprechender, ein vielsagender Ort für die öffentliche Trauer um die Journalistin Daphne Caruana Galizia.
Gute Vorbilder – gebe Gott mir und uns jederzeit den Mut, für die eigenen Überzeugungen geradezustehen.
Januar | Michael Krause | Menschliche Menschen werden |
Februar | Ruth Wessels | Bitte recht freundlich |
März | Axel Bruning | Schulden gestrichen |
April | Dr. Kai-Uwe Spanhofer | Kein Weg zurück |
Mai | Holger Kasfeld | Der Sonntag - ein Geschenk des Himmels |
Juni | Eva-Maria Schnarre | Du siehst mich |
Juli | Volker Kükenshöner | Aufbruch und Begeisterung |
August | Hanno Paul | Alte Eltern ehren |
September | Gabriele Steinmeier | „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ |
Oktober | Uta Bültermann | Muss man Danke sagen? |
November | Markus Fachner | Reformation braucht Mut |
Dezember | Claudia Günther | Ankunft im Leben |