Einfach Leben

von Hanno Paul, Krankenhauspfatter

In den letzten Jahren ist mir ein Buch der Bibel wichtig geworden, das ich früher eher nicht im Blick hatte: das Buch Kohelet – Prediger. Ohne zu beschönigen, setzt es sich mit den Schattenseiten unseres Lebens auseinander: Damit, dass alles vergänglich ist: unsere Schönheit, unsere Kraft, unsere Weisheit, unser eigenes Leben und das Leben derer, die wir lieben. Und damit, dass Gesundheit, Glück und Erfolg in dieser Welt durchaus nicht gerecht verteilt sind, dass also viele gute Menschen leiden müssen und es manchen Bösewichten lange gutgeht.

Spannend finde ich die Konsequenz, die dieses Buch daraus zieht: „So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Tun hat Gott schon längst gefallen... Genieße das Leben mit der Frau, die du lieb hast, …  Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn im Totenreich, in das du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.(Prediger 9,7-10)

Was mir gefällt, ist der klare Aufruf, mein Leben zu leben, solange ich es habe: das Schöne zu genießen und das, was mir möglich ist, zu tun, um diese Welt im Einklang mit dem Wort Gottes ein bisschen menschlicher zu machen.

Mir erscheint dies als ein gutes Gegenrezept gegen eine Haltung, die sich von der Vergänglichkeit unseres Lebens und der fehlenden Gerechtigkeit niederdrücken lässt und in Schmerz, Zorn, Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen verharrt.

Denn natürlich ist es wichtig, über die Grenzen unseres Lebens und unserer Möglichkeiten nachzudenken; aber nur, wenn das dazu führt, dass ich dann auch handele. Das Ziel auch kritischer Stellen der Bibel ist nicht, dass ich mich schlecht fühle, sondern einerseits, dass ich realistische Erwartungen an das Leben habe, und andererseits, dass ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten für die einsetze, die meine Hilfe brauchen.

Und das ist auch meine Erfahrung: Das Leben wird besser, wenn es mir gelingt, die Situation anzunehmen und dann einfach zu leben und darin in allen Begrenzungen das zu genießen, was Gott mir in diesem Moment schenkt.

Hanno Paul, Pfarrer am Lukas-Krankenhaus Bünde.

Andachten 2018

JanuarMichael KrauseWasser ist Leben
FebruarHolger KasfeldEs ist das Wort ganz nahe bei dir ...
MärzKatja Okun-WilmerMut tut gut!
AprilBerthold KeuneckeAus Alt mach Neu
MaiHanno PaulEinfach leben
JuniEva-Maria SchnarreVergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
JuliMarkus FachnerVergessen und erinnern
AugustAnnette BeerSalz und Licht
SeptemberJohannes BaumannMeine Seele ist stille
OktoberJohannes BeerGeheime Wünsche
NovemberPetra HenningLebe deinen Traum!
DezemberBärbel WesterholzUnd wieder wird es Advent

Andachten 2017

JanuarMichael KrauseMenschliche Menschen werden
FebruarRuth WesselsBitte recht freundlich
MärzAxel BruningSchulden gestrichen
AprilDr. Kai-Uwe SpanhoferKein Weg zurück
MaiHolger KasfeldDer Sonntag - ein Geschenk des Himmels
JuniEva-Maria SchnarreDu siehst mich
JuliVolker KükenshönerAufbruch und Begeisterung
AugustHanno PaulAlte Eltern ehren
SeptemberGabriele Steinmeier„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
OktoberUta BültermannMuss man Danke sagen?
NovemberMarkus FachnerReformation braucht Mut
Dezember Claudia GüntherAnkunft im Leben