In den letzten Jahren ist mir ein Buch der Bibel wichtig geworden, das ich früher eher nicht im Blick hatte: das Buch Kohelet – Prediger. Ohne zu beschönigen, setzt es sich mit den Schattenseiten unseres Lebens auseinander: Damit, dass alles vergänglich ist: unsere Schönheit, unsere Kraft, unsere Weisheit, unser eigenes Leben und das Leben derer, die wir lieben. Und damit, dass Gesundheit, Glück und Erfolg in dieser Welt durchaus nicht gerecht verteilt sind, dass also viele gute Menschen leiden müssen und es manchen Bösewichten lange gutgeht.
Spannend finde ich die Konsequenz, die dieses Buch daraus zieht: „So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Tun hat Gott schon längst gefallen... Genieße das Leben mit der Frau, die du lieb hast, … Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn im Totenreich, in das du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.“ (Prediger 9,7-10)
Was mir gefällt, ist der klare Aufruf, mein Leben zu leben, solange ich es habe: das Schöne zu genießen und das, was mir möglich ist, zu tun, um diese Welt im Einklang mit dem Wort Gottes ein bisschen menschlicher zu machen.
Mir erscheint dies als ein gutes Gegenrezept gegen eine Haltung, die sich von der Vergänglichkeit unseres Lebens und der fehlenden Gerechtigkeit niederdrücken lässt und in Schmerz, Zorn, Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen verharrt.
Denn natürlich ist es wichtig, über die Grenzen unseres Lebens und unserer Möglichkeiten nachzudenken; aber nur, wenn das dazu führt, dass ich dann auch handele. Das Ziel auch kritischer Stellen der Bibel ist nicht, dass ich mich schlecht fühle, sondern einerseits, dass ich realistische Erwartungen an das Leben habe, und andererseits, dass ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten für die einsetze, die meine Hilfe brauchen.
Und das ist auch meine Erfahrung: Das Leben wird besser, wenn es mir gelingt, die Situation anzunehmen und dann einfach zu leben und darin in allen Begrenzungen das zu genießen, was Gott mir in diesem Moment schenkt.
Hanno Paul, Pfarrer am Lukas-Krankenhaus Bünde.
Januar | Michael Krause | Wasser ist Leben |
Februar | Holger Kasfeld | Es ist das Wort ganz nahe bei dir ... |
März | Katja Okun-Wilmer | Mut tut gut! |
April | Berthold Keunecke | Aus Alt mach Neu |
Mai | Hanno Paul | Einfach leben |
Juni | Eva-Maria Schnarre | Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! |
Juli | Markus Fachner | Vergessen und erinnern |
August | Annette Beer | Salz und Licht |
September | Johannes Baumann | Meine Seele ist stille |
Oktober | Johannes Beer | Geheime Wünsche |
November | Petra Henning | Lebe deinen Traum! |
Dezember | Bärbel Westerholz | Und wieder wird es Advent |
Januar | Michael Krause | Menschliche Menschen werden |
Februar | Ruth Wessels | Bitte recht freundlich |
März | Axel Bruning | Schulden gestrichen |
April | Dr. Kai-Uwe Spanhofer | Kein Weg zurück |
Mai | Holger Kasfeld | Der Sonntag - ein Geschenk des Himmels |
Juni | Eva-Maria Schnarre | Du siehst mich |
Juli | Volker Kükenshöner | Aufbruch und Begeisterung |
August | Hanno Paul | Alte Eltern ehren |
September | Gabriele Steinmeier | „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ |
Oktober | Uta Bültermann | Muss man Danke sagen? |
November | Markus Fachner | Reformation braucht Mut |
Dezember | Claudia Günther | Ankunft im Leben |