Gott spricht: Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)

von Superintendent Michael Krause

 

In der Sonderausstellung unseres Kirchenkreises, die derzeit im Bünder Museum gezeigt wird, finden sich zwei „Lila Tücher“. Sie stammen vom Kirchentag in Hannover im Jahr 1983. „Die Zeit ist da für ein Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungswaffen“, so kann man es auf den Halstüchern lesen.

Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wurde zu Beginn der 80er Jahre die Rüstung mit Raketen, die atomare Sprengköpfe trugen, forciert. Die Lage zwischen den Großmächten spitzte sich zu. Die Angst vor einem nuklearen Overkill breitete sich aus. Durch unbesonnenes Handeln, durch einen Knopfdruck hätte die Welt in Brand gesetzt werden können.

Ich habe mir damals ein „Lila Tuch“ gekauft. Die Friedensdebatte hat mich in ihren Bann gezogen. Es ist doch völlig klar: Kirche ist dazu da, für den Frieden einzutreten. Christinnen und Christen sind herausgefordert, Schritte des Friedens zu gehen.

Mit dem Fall der Mauer und dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs schien es, als sei die Welt in ein friedlicheres Zeitalter getreten. Große Abkommen sollten die Abrüstung voranbringen.

Auch wenn die Dinge sich für eine Zeit in diese Richtung entwickelt haben, aufs Ganze gesehen ist die Welt doch wieder vom Weg des Friedens abgekommen. Zudem hat eine neue Unsicherheit Einzug gehalten. Denn Verträge, die mit Vernunft und großem Einsatz geschlossen worden sind, werden von den Mächtigen dieser Welt einfach beiseite gewischt.

Die Zeit ist da für ein Ja zum Frieden. Die Jahreslosung aus Psalm 34 fällt in diese Zeit.

In den Worten der Losung steckt große Energie. Wir merken es vielleicht nicht sofort, weil wir es schon oft gehört haben. Von suchen und jagen ist die Rede. Da liegt Dynamik drin. Es geht darum, für den Frieden zu brennen, von ganzem Herzen nach ihm zu trachten.

Eine kleine Ethik des guten Lebens breitet der Psalmbeter aus: „Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des Herrn lehren.“ So beginnt er. Das klingt etwas von oben herab, ist aber weise und dient dem Leben. Gutes Lebens wird der finden, der seine Zunge im Zaum hält. Gutes Leben wird der finden, der vom Bösen ablässt und Gutes tut. Gutes Leben wird der finden, der nach dem Frieden trachtet.

Diese ist keine oberflächliche Allerweltsweisheit; sie ist tief gegründet im Glauben an Gott. Der Psalm insgesamt ist ein Dank an Gott für seine Hilfe: „Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.“

Aus Ängsten, aus Nöten hat Gott ihn befreit, so sagt es der Beter und stimmt ein Lob an. Alle sollen hören, wie freundlich der Herr ist.

Aus der Freundlichkeit Gottes leben wir. In diese Wirklichkeit sind wir gestellt. Das ist unser Ort. „Die Engel des Herrn lagern sich um die, die Gott fürchten“, so sagt es der Psalm.

Wer in dieser Freundlichkeit Gottes steht und lebt, dem wird die Ethik des guten Lebens zur puren Selbstverständlichkeit. Wer Gottes Nähe spürt, der meidet die Lüge, der sucht das Gute und den Frieden, der brennt für die Sache.

Gottes Freundlichkeit nimmt die Angst. Das macht zum Frieden bereit. Ich muss nicht ängstlich auf das Eigene schauen, sondern kann suchen, was dem anderen dient. Ich schiele nicht auf meine Sicherheit, ich kann mich öffnen. Das gilt für mein alltägliches Leben, das gilt auch für die großen Zusammenhänge.

Dietrich Bonhoeffer hat in einem Vortrag von 1934 diese Grundhaltung zum Ausgangspunkt seiner Friedensethik gemacht. „Wie wird Friede“, fragt er.

„Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? d. h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg. Sicherheiten suchen heißt sich selber schützen wollen. Friede heißt sich gänzlich ausliefern dem Gebot Gottes, keine Sicherung wollen, sondern in Glaube und Gehorsam dem allmächtigen Gott die Geschichte der Völker in die Hand legen und nicht selbstsüchtig über sie verfügen wollen.“ (Dietrich Bonhoeffer, Kirche und Völkerwelt. Rede auf der Fanö-Konferenz am 28.08.1934, DBW 13, 298-301, Zitat auf Seite 300.)

Bonhoeffer lenkt den Blick auf Wege, die in der politischen Welt nicht die üblichen sind. Er vertraut sich Gott an. Er vertraut auf Gottes Möglichkeiten. Darin folgt er den Friedensgedanken der Bibel. Er denkt von Gottes Freundlichkeit aus; er denkt von dem Punkt her, dass wir in Gottes Nähe stehen, umlagert von seinen Engeln.

Die Jahreslosung ist für mich wie ein „Lila Tuch“, das sich um meine Schultern legt und mich begleitet. Sie hilft mir, Tag für Tag die Augen offen zu halten: was dient dem Frieden? Sie lockt mich: lass nicht nach in deiner Suche nach dem Frieden!

Im Frieden des Herrn gehen wir ins Jahr 2019.

Andachten 2019

JanuarMichael Krause

Suche Frieden und jage ihm nach!

FebruarVolker KükenshönerSchraube locker
MärzMatthias GleibeDie große Hoffnung
AprilMichael HeßMeine alte Bibel
MaiKai-Uwe SpanhoferMal ehrlich
JuniKatja Okun-WilmerWas für ein Vertrauen!
JuliSebastian StussigUnerhört
AugustRainer WilmerBraucht die Nächste ein Gesicht?
SeptemberHolger KasfeldVertrauen hat eine eigene Qualität
OktoberBettina FachnerBrot ist Leben
NovemberPetra Ottensmeyer

Die Blätter fallen

DezemberMichael HeßWo ist der Ochse?

Andachten 2018

JanuarMichael KrauseWasser ist Leben
FebruarHolger KasfeldEs ist das Wort ganz nahe bei dir ...
MärzKatja Okun-WilmerMut tut gut!
AprilBerthold KeuneckeAus Alt mach Neu
MaiHanno PaulEinfach leben
JuniEva-Maria SchnarreVergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
JuliMarkus FachnerVergessen und erinnern
AugustAnnette BeerSalz und Licht
SeptemberJohannes BaumannMeine Seele ist stille
OktoberJohannes BeerGeheime Wünsche
NovemberPetra HenningLebe deinen Traum!
DezemberBärbel WesterholzUnd wieder wird es Advent