Liebe Leserinnen und Leser!
An diesem Wochenende beginnt nicht nur der erste Mai in Coronazeiten, sondern auch der Monat des 75 jährigen Kriegsendes. Davon bin ich indirekt immer noch betroffen, weil mein Vater junger Soldat im 2. Weltkrieg war. Und als ich in diesen Tagen mal wieder meine Coronasorgen gezählt habe, da fiel mein Blick zur Vorbereitung auf dieses Wochenende auf einige Worte aus dem Evangelium des Matthäus. Und ausgerechnet diese Worte gegen das zu viele Sorgen sind das Vermächtnis meines Vaters für mich.
Er kam 1945 beinamputiert, als Kind habe ich das noch oft gehört, als „Krüppel“ nach Hause. Sein ganzes Leben veränderte sich dadurch. Er musste einen neuen Beruf lernen, ganz von vorne anfangen, war als schwerbeschädigter Mann in den Jahren des Wiederaufbaus, den anderen Männern körperlich unterlegen. Trotzdem bleibt sein Vermächtnis für mich seine Güte und seine Zuversicht, seine Fröhlichkeit und Dankbarkeit. Und immer, wenn dann meine Mutter, Mütter mögen mir verzeihen, über die verschiedensten Kleinigkeiten und Ungerechtigkeiten des Lebens redete und redete, kamen diese Worte aus der Bergpredigt, etwas abgewandelt: Sorget, aber sorget nicht zuviel!
Jesus hatte es nach dem 6. Kapitel aus dem Matthäusevangelium in Vers 34 etwas ausführlicher gesagt: Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Liebe Lesegemeinde ! Also sollen wir leben wie Susi Sorglos und jeden Föhn küssen, der behauptet ein Prinz zu sein und eigentlich ein Rasierapparat ist (frei nach Otto Waalkes)? So vertrauensselig zu leben, als wäre die Welt einfach nur gut und alle Menschen nett und lieb?
Wir singen im Mai so gerne draußen in der Natur Paul Gerhardts Lied "Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit". Das ist ein Lied gegen die Sorgen: Schau dir die schöne Welt an, sagt es uns: Kann sich das einer ausdenken, kann das durch die Evolution entstehen, ohne das dahinter ein guter Schöpfer, oder sei es nur ein guter Schöpfungsgedanke steckt?
Und das dichtet einer, der von 5 Kindern 4 verloren hat, der im 30 jährigen Krieg lebte, als Zerstörung und Tod zum Alltag gehörten. Dieses Lied hat auch mein Vater geliebt und einmal zu mir gesagt, als ich Klavierunterricht bekam: Wer dieses Lied nicht spielen kann, der kann überhaupt nicht Klavierspielen. Wer mich kennt weiß, dass ich mir das zu Herzen genommen habe.
Übrigens: Man Vater wäre durch den fehlerhaften Blutgruppeneintrag auf seiner Erkennungsmarke fast an zwei falschen Blutübertragungen gestorben. Sein Bein wollte nicht mehr heilen und irgendwann kamen dann keine Briefe mehr. Meinen Vater hat die Liebe seiner Mutter gerettet, die ihn auf wunderbare Weise todkrank im Lazarett in Polen entdeckte und ihm ihr Blut gespendet hat und auch noch dafür sorgte, dass sein zerschossenes Bein abgenommen wurde. Menschen haben ihm im Kriegswahn das Bein zerschossen und Menschen voller Liebe haben ihm das Leben gerettet. Ich habe von ihm nie böse Worte über die Feinde von damals gehört. So muss es Jesus mit dem Aufruf zur Feindesliebe gemeint haben. Welch ein Grund zur Freude mitten im Leiden.
Liebe Lesegemeinde ! Sie merken schon, warum ich ihnen in Coronazeiten diese Familiengeschichte erzähle: Prüfungen werden wir alle zu bestehen haben, der eine schwere, der andere noch schwerere. Oft gelangt man nur dadurch zu einem wirklichen tiefen Glauben, der sich äußert in Güte und Barmherzigkeit. Der sich äußert in Fleiß wie die Bienen und die Vögel, die arbeiten und fliegen den ganzen Tag, die Blumen auf dem Felde, sie tun, was sie können, sie wachsen um schön zu blühen. Alles wächst und gedeiht zum Lobe Gottes.
Im Mai 1945 fand eine Frau im zerstörten Berlin ihre Hoffnung im Aufblühen der Maiglöckchen wieder. Sie erzählte von ihrem Erstaunen, das um sie herum überall Zerstörung war, und trotzdem blühten die Maiglöckchen. Das ist Jubilate, der Jubel über Gottes Schöpfung, den wir Sonntag in den evangelischen Kirchen feiern – ach halt, erst wieder ab nächster Woche mit echten Menschen in bescheidenen Gottesdiensten, bis dahin wird auf unzähligen Bildschirmen mitgefeiert.
Wer hätte das gedacht ? Bis hierher hat der Herr geholfen, Gott hilft und Gott wird weiterhelfen. Ist das denn kein Grund zum Jubel ? Bleiben sie gesund und behütet,
Ihr Axel Bruning
Januar | Michael Krause | |
Februar | Hanno Paul | Gottesbilder |
März | Ann-Kristin Schneider | „Wachet!” |
April | Christian Wellensiek | Vertrauen trainieren in der Krise |
Mai | Axel Bruning | Sorget, aber sorget nicht zuviel ! |
Juni | Bettina Fachner | Pfingsten – Gott gibt seinen Geist |
Juli | Anna-Lena Strakeljahn | Stabile Verbindung |
August | Christoph Harder | Derek Redmond |
September | Annina Ligniez | Die Schönheit des Nichtperfekten |
Oktober | Katja Okun-Wilmer | „Einigkeit und Recht und Freiheit“ |
November | Reinhard Linke | Die zunehmenden Coronazahlen versetzen viele Menschen in Sorge und Ängste. |
Dezember | Ruth Wessels | „Unser Gott kommt und schweigt nicht“ |
Januar | Michael Krause | |
Februar | Volker Kükenshöner | Schraube locker |
März | Matthias Gleibe | Die große Hoffnung |
April | Michael Heß | Meine alte Bibel |
Mai | Kai-Uwe Spanhofer | Mal ehrlich |
Juni | Katja Okun-Wilmer | Was für ein Vertrauen! |
Juli | Sebastian Stussig | Unerhört |
August | Rainer Wilmer | Braucht die Nächste ein Gesicht? |
September | Holger Kasfeld | Vertrauen hat eine eigene Qualität |
Oktober | Bettina Fachner | Brot ist Leben |
November | Petra Ottensmeyer | |
Dezember | Michael Heß | Wo ist der Ochse? |