Trost im Advent

von Pfarrerin Petra Ottensmeyer, TelefonSeelsorge Ostwestfalen

Am Seelsorge-Telefon erleben wir in diesen Wochen Menschen, für die dieser Advent nicht leicht und unbeschwert ist, sondern schwierig und traurig. Ich denke an einen Anrufer, dessen Frau Anfang des Jahres verstorben ist. Das erste Weihnachten ohne sie steht bevor. Ich denke an eine ältere Frau, die sich fragt, ob die Familie wohl kommen kann zum Fest oder ob sie die Feiertage wieder wie im letzten Jahr ohne die Kinder und Enkel verbringen muss. Sie ist traurig, weil sie sich allein fühlt.

Seit März 2020 leben wir in Pandemie-Zeiten. Immer wieder Unsicherheiten, Schwanken zwischen Angst und Hoffnung. Kontaktbeschränkungen waren notwendig, um das Virus einzudämmen. Dann Erleichterung über die Impfungen und Lockerungen. Nun spitzt sich die Situation wieder zu, die Inzidenzen sind hoch wie nie. Was ist notwendig, um die vierte Welle zu brechen?

Für viele ist die Vorstellung schmerzlich, wieder auf das verzichten zu müssen, was doch für unser menschliches Leben so wesentlich ist: Kontakt, Nähe, Begegnung. Darum ist besonders die Adventszeit schwer. Draußen ist es dunkel und kalt. Und drinnen will trotz Plätzchenbacken und Adventsliedern im Radio keine rechte adventliche Stimmung aufkommen. Im Advent fehlen die, die uns nah sind und die wir nicht sehen können, ganz besonders.

Wir dürfen diese Trauer und Traurigkeit zulassen, finde ich. Es ist nicht einfach nur alles „lustig, lustig, trallalala“ in der Vorweihnachtszeit. Manches ist auch bedrückend und traurig. Und dann müssen der Schmerz und die Sehnsucht Platz haben.

Der Advent ist auch in der christlichen Tradition nicht einfach nur eine fröhliche Zeit. Es ist vor allem eine Zeit der Sehnsucht, eine Zeit, in der Menschen auf eine bessere, frohere Welt hoffen. Und gar nicht so wenige Adventslieder sind entstanden in traurigen, finsteren Zeiten. In Zeiten von Krieg und Pest, von Hexenverfolgung oder Judenverfolgung. „Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“, dichtet Jochen Klepper.

Es gibt Trost in diesen Adventsliedern und im Advent. „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, heißt es in dem Lied von Klepper weiter. Darin steckt der Glaube: Ich bin nicht allein in meiner Trauer, Gott ist an meiner Seite, auch dann, wenn es mir schlecht geht.

Ich darf traurig sein im Advent. Aber ich darf mich auch trösten lassen im Advent - von den Liedern, von den Lichtern und den Menschen um mich herum – auch wenn wir uns vielleicht nur im kleinen Kreis treffen können oder über Telefon und Video verbunden sind.

Allen Lesern und Leserinnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Andachten 2021

Januar Olaf Reinmuth „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Februar Markus Fachner Nicht unterkriegen lassen    
März Kai-Uwe Spanhofer Soviel Du brauchst    
April Christoph Harder Verzeihen statt Nachtreten    
Mai Volker Kükenshöner Wichtige Arbeit    
Juni Frauke Wagner „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen    
Juli Silke Reinmuth Werkzeug    
August Christian Wellensiek Berührungspunkte    
September Axel Bruning Sich einfach geborgen fühlen …    
Oktober Bettina Fachner Nachhaltig reich beschenkt sein    
November Katharina Baumann-Schulz Vitamin G  
Dezember Petra Ottensmeyer Trost im Advent  

Andachten 2020

JanuarMichael Krause

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ 

FebruarHanno PaulGottesbilder
MärzAnn-Kristin Schneider„Wachet!”
AprilChristian WellensiekVertrauen trainieren in der Krise
MaiAxel BruningSorget, aber sorget nicht zuviel !
JuniBettina FachnerPfingsten – Gott gibt seinen Geist
JuliAnna-Lena Strakeljahn Stabile Verbindung
AugustChristoph HarderDerek Redmond
SeptemberAnnina LigniezDie Schönheit des Nichtperfekten
OktoberKatja Okun-Wilmer„Einigkeit und Recht und Freiheit“
NovemberReinhard LinkeDie zunehmenden Coronazahlen versetzen viele Menschen in Sorge und Ängste.
DezemberRuth Wessels„Unser Gott kommt und schweigt nicht“