Am Seelsorge-Telefon erleben wir in diesen Wochen Menschen, für die dieser Advent nicht leicht und unbeschwert ist, sondern schwierig und traurig. Ich denke an einen Anrufer, dessen Frau Anfang des Jahres verstorben ist. Das erste Weihnachten ohne sie steht bevor. Ich denke an eine ältere Frau, die sich fragt, ob die Familie wohl kommen kann zum Fest oder ob sie die Feiertage wieder wie im letzten Jahr ohne die Kinder und Enkel verbringen muss. Sie ist traurig, weil sie sich allein fühlt.
Seit März 2020 leben wir in Pandemie-Zeiten. Immer wieder Unsicherheiten, Schwanken zwischen Angst und Hoffnung. Kontaktbeschränkungen waren notwendig, um das Virus einzudämmen. Dann Erleichterung über die Impfungen und Lockerungen. Nun spitzt sich die Situation wieder zu, die Inzidenzen sind hoch wie nie. Was ist notwendig, um die vierte Welle zu brechen?
Für viele ist die Vorstellung schmerzlich, wieder auf das verzichten zu müssen, was doch für unser menschliches Leben so wesentlich ist: Kontakt, Nähe, Begegnung. Darum ist besonders die Adventszeit schwer. Draußen ist es dunkel und kalt. Und drinnen will trotz Plätzchenbacken und Adventsliedern im Radio keine rechte adventliche Stimmung aufkommen. Im Advent fehlen die, die uns nah sind und die wir nicht sehen können, ganz besonders.
Wir dürfen diese Trauer und Traurigkeit zulassen, finde ich. Es ist nicht einfach nur alles „lustig, lustig, trallalala“ in der Vorweihnachtszeit. Manches ist auch bedrückend und traurig. Und dann müssen der Schmerz und die Sehnsucht Platz haben.
Der Advent ist auch in der christlichen Tradition nicht einfach nur eine fröhliche Zeit. Es ist vor allem eine Zeit der Sehnsucht, eine Zeit, in der Menschen auf eine bessere, frohere Welt hoffen. Und gar nicht so wenige Adventslieder sind entstanden in traurigen, finsteren Zeiten. In Zeiten von Krieg und Pest, von Hexenverfolgung oder Judenverfolgung. „Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“, dichtet Jochen Klepper.
Es gibt Trost in diesen Adventsliedern und im Advent. „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, heißt es in dem Lied von Klepper weiter. Darin steckt der Glaube: Ich bin nicht allein in meiner Trauer, Gott ist an meiner Seite, auch dann, wenn es mir schlecht geht.
Ich darf traurig sein im Advent. Aber ich darf mich auch trösten lassen im Advent - von den Liedern, von den Lichtern und den Menschen um mich herum – auch wenn wir uns vielleicht nur im kleinen Kreis treffen können oder über Telefon und Video verbunden sind.
Allen Lesern und Leserinnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!
Januar | Olaf Reinmuth | „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ | ||
Februar | Markus Fachner | Nicht unterkriegen lassen | ||
März | Kai-Uwe Spanhofer | Soviel Du brauchst | ||
April | Christoph Harder | Verzeihen statt Nachtreten | ||
Mai | Volker Kükenshöner | Wichtige Arbeit | ||
Juni | Frauke Wagner | „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ | ||
Juli | Silke Reinmuth | Werkzeug | ||
August | Christian Wellensiek | Berührungspunkte | ||
September | Axel Bruning | Sich einfach geborgen fühlen … | ||
Oktober | Bettina Fachner | Nachhaltig reich beschenkt sein | ||
November | Katharina Baumann-Schulz | Vitamin G | ||
Dezember | Petra Ottensmeyer | Trost im Advent |
Januar | Michael Krause | |
Februar | Hanno Paul | Gottesbilder |
März | Ann-Kristin Schneider | „Wachet!” |
April | Christian Wellensiek | Vertrauen trainieren in der Krise |
Mai | Axel Bruning | Sorget, aber sorget nicht zuviel ! |
Juni | Bettina Fachner | Pfingsten – Gott gibt seinen Geist |
Juli | Anna-Lena Strakeljahn | Stabile Verbindung |
August | Christoph Harder | Derek Redmond |
September | Annina Ligniez | Die Schönheit des Nichtperfekten |
Oktober | Katja Okun-Wilmer | „Einigkeit und Recht und Freiheit“ |
November | Reinhard Linke | Die zunehmenden Coronazahlen versetzen viele Menschen in Sorge und Ängste. |
Dezember | Ruth Wessels | „Unser Gott kommt und schweigt nicht“ |