Wichtige Arbeit

von Pfarrer Volker Kükenshöner, Ev.-Luth. Philippus-Kirchengemeinde Bünde

Den 1. Mai kennen wir als „Tag der Arbeit“. Üblicherweise ist er geprägt von Kundgebungen und Demonstrationen für Arbeit­nehmer-Rechte. In diesem Jahr können sie allerdings, wie schon 2020, nicht in der gewohnten Weise stattfinden.

Trotzdem liegt gerade jetzt das Thema „Arbeit“ obenauf. So deutlich wie schon lange nicht, klafft die Schere auseinander zwischen denen, die Arbeit haben - arbeiten dürfen! - und denen, die dazu verdammt sind, untätig zu Hause zu sitzen. Die einen arbeiten seit Monaten am Limit. Sie verausgaben sich bis an den Rand ihrer Kräfte in Kliniken und Rettungsdiensten, in Ordnungsämtern und Schulen, in Pflege­einrich­tun­gen, Kitas, im Homeoffice mit gleichzeitigem Homeschooling und in vielen anderen Bereichen. Sie leisten Gewaltiges, um unsere Gesellschaft am Laufen zu halten. Nur selten bekommen sie dafür den Dank und Applaus, der ihnen zusteht.

Auf der anderen Seite gibt es viele, die auch gerne ihren Beitrag leisten würden. Aber ihre Arbeit wurde als verzichtbar eingestuft. Künstler dürfen nicht auftreten, Gastronomen keine Gäste bewirten, Einzelhändler keine Kunden beraten, Übungs­leiter keine Gruppen trainieren, Chorleiter nicht proben. Ihnen allen entgeht nicht nur der Lohn, der ihren Lebensunterhalt sichert; ihnen fehlt auch die Sinnstiftung und Wertschätzung, die ihr Einsatz sonst mit sich bringt.

In der Bibel heißt es: „Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein als Ausgleich für seine ganze Arbeit. Denn auch dies ist eine Gabe Gottes.“ (Kohelet 3,13). Dieses Verhältnis ist aktuell vielerorts aus dem Gleichgewicht geraten. Wie kann es wieder ins Lot kommen? - Eine Patentlösung kann ich leider nicht anbieten. Aber vielleicht ist es für alle Seiten hilfreich, die verschiedenen Aspekte der Arbeit am 1. Mai einmal neu in den Blick zu nehmen: Dankbar zu werden, für die Arbeit, die man tun darf und unter der man bisweilen ächzt. Freie Tage bewusst zu genießen. Pausenzeiten kreativ zu nutzen und Kräfte zu sammeln für die nächste Arbeitsphase. Veränderungen in Angriff zu nehmen, die möglich sind, und sich an Unabänder­lichem nicht aufzureiben.

Und noch ein Tipp: Holen Sie Gott ins Boot! Er, der seit Beginn der Schöpfung den Ruhetag mit eingeplant hat, hat auch am 1. Mai ein offenes Ohr für Ihre Sorgen. Für Ihre Überlastung oder Ihre Unterforderung. Ich bin überzeugt: Auch mitten in der Pandemie hält er die Welt in seiner Hand und lässt uns nicht los.