Ich habe mich vor einiger Zeit mit dem Thema „Schlaf“ beschäftigt. Es ist sehr interessant und auch überraschend, wie viele Textstellen sich zu diesem Thema in der Bibel finden lassen.
Und wie unterschiedlich der Schlaf des Menschen beschrieben wird. Da gibt es den Tiefschlaf der Visionen, der im Menschen Schrecken auslöst. Da gibt es den Tiefschlaf des Schlafes, in den Gott Adam versetzte, um Eva zu erschaffen. Und da gibt es den Schlaf der Torheit – der alles wichtige und bedeutsame regelrecht verschläft.
Die berührendste, traurigste, nachdenklichste Geschichte vom Schlafen ist jene kurze Szene im Garten von Gethsemane, wo Jesus seine engsten Vertrauten bat, mit ihm zu «wachen und zu beten».
Es war mitten in der Nacht in diesem Garten am Rande Jerusalems. In diesem schrecklichen Moment des Dazwischen, des Übergangs, wo es darum ging, das, was kommen wird, als einen Teil des Lebensauftrags anzunehmen, bat Jesus die Seinen, mit ihm wach – verbunden – zu bleiben und zu beten. Das wollten sie, aber sie konnten es nicht.
In diesem einen, wichtigen Augenblick verweigerten auch sie Jesus die Freundschaft und Unterstützung, die er jetzt nötig hätte. Sie verschliefen die richtige Zeit.
Ich erinnere mich an ein Bild des italienischen Meisters Fra Angelico, das die Jünger in der Bildmitte schlafend zeigt. Im Vordergrund, vor einem kleinen Mäuerchen, sitzen, beschienen von einem milden Licht, Maria und Martha, die Jesus begleitet hatten, in stiller Gebetshaltung.
Was die Jünger in diesem Augenblick nicht konnten, hatten in der Vorstellung Fra Angelicos die Frauen übernommen: Sie wachten und beteten stellvertretend für die Schlafenden. Eine kleine Gemeinschaft, die neben die Logik der Angst und des Todes eine andere Wirklichkeit setzte.
In einem Kirchenlied (eg 266) wird der Wunsch nach immerwährender Wachheit in die Gemeinschaft der Heiligen verlegt. Was die einzelne Person nicht fertigbringen kann, übernimmt die „Gemeinschaft der Heiligen“, die universal und im Plural gedacht ist.
In dieser Gemeinschaft bin ich auch gefordert, aber nicht immer. Ich kann dazwischen mal schlafen, andere werden für mich Wache halten. Wachsein ist, was es ist: Bewusst und aufmerksam leben und handeln. Und schlafen ist, was es ist: Die erstaunliche Gabe, in einem nicht-bewussten Zustand in verlässlichem Rhythmus Kraft zu schöpfen.
Anders ist es bei Gott. So lehrt es der Psalm 121:
„Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“
ER schläft nicht.
ER wacht immer über uns und allen seinen Werken.
Was für ein Trost!
Amen
Januar | Olaf Reinmuth | „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ |
Februar | Manuela Müller-Riepe | Wie geht es dir? |
März | Hanno Paul | „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ |
April | Gabriele Steinmeier | Wachen und Schlafen |
Mai | Axel Bruning | Heute bleibt die Kirche kalt ... |
Juni | Jutta Hoppe | Wer glaubt ist nicht allein |
Juli | Jörg Lange | Du stellst meine Füße auf weiten Raum |
August | Anna-Lena Köhler | „Ihr seid das Licht der Welt“ |
September | Gerald Wagner | Licht kann man sehen |
Oktober | Niklas Niedermeier | Alles klar |
November | Silke Reinmuth | Schlüssel verloren ... |
Dezember | Kyra Wollbrink | Eingel |
Januar | Olaf Reinmuth | „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ | ||
Februar | Markus Fachner | Nicht unterkriegen lassen | ||
März | Kai-Uwe Spanhofer | Soviel Du brauchst | ||
April | Christoph Harder | Verzeihen statt Nachtreten | ||
Mai | Volker Kükenshöner | Wichtige Arbeit | ||
Juni | Frauke Wagner | „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ | ||
Juli | Silke Reinmuth | Werkzeug | ||
August | Christian Wellensiek | Berührungspunkte | ||
September | Axel Bruning | Sich einfach geborgen fühlen … | ||
Oktober | Bettina Fachner | Nachhaltig reich beschenkt sein | ||
November | Katharina Baumann-Schulz | Vitamin G | ||
Dezember | Petra Ottensmeyer | Trost im Advent |