„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“

von Hanno Paul, Pfarrer am Lukas-Krankenhaus Bünde

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, so hat es die 1. Vollversammlung des Weltkirchenrates 1948 formuliert. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, an dieser Überzeugung hat sich für mich bis heute trotz oder wegen all der Kriege danach nichts geändert.

Der Grund für diese Überzeugung ist so einfach wie klar: In fast allen Fällen erzeugt Krieg so viel menschliches Leid, dass es besser wäre, ihn nicht zu führen oder nicht geschehen zu lassen. Ein tatsächlicher (nicht nur behaupteter) Völkermord ist vielleicht die Ausnahme, wo der Krieg nicht unbedingt das schlimmere Übel ist.

Was heißt das für den Krieg in der Ukraine? „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, das trifft zuerst Russland, für das es keinen gerechten Grund gibt, ein Land anzugreifen, das nach allem, was wir wissen, weder willens noch in der Lage ist, es anzugreifen.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, das mahnt aber auch die Ukraine, denn dass Russland dort einen Völkermord plant, dafür gibt es zumindest bisher keine Anzeichen.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, das trifft letztlich auch die USA und die NATO. Deutlich scheint mir, dass da zwar niemand Russland angegriffen hat; aber viele vertrauensbildende Rüstungskontrollabkommen wurden von den USA aufgekündigt; und wie oft sind auch westliche Staaten jenseits des Völkerrechts militärisch aktiv geworden.

Was können wir als Christinnen und Christen tun, dass Krieg nicht mehr ist (oder doch zumindest weniger wahrscheinlich)? Wir können für Frieden und Gerechtigkeit eintreten vor allem da, wo es unser eigenes Handeln betrifft. Und umgekehrt sollten wir versuchen, auch mit ungerechten Herrschern (also solchen, die Menschenrechte und das Völkerrecht verletzen) so zu verhandeln, dass es die Kriegsgefahr reduziert. Was einschließt, eigenes Fehlverhalten anzuerkennen und eigene Stärken und Grenzen realistisch einzuschätzen.

Was wir dann noch tun können, ist, um Frieden zu beten. Als hilfreich dazu empfinde ich die Versöhnungslitanei von Coventry, die nach den Schrecken des 2. Weltkriegs nicht Schuld verteilt, sondern Versöhnung sucht und mit den Worten beginnt: „Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. ... Vater vergib.“

P.S. Eine sehr schöne Predigt über die Versöhnungslitanei anlässlich der 75. Jahrestag der Bombardierung von Coventry findet sich unter https://www.ekd.de/27031.htm

Andachten 2022

Januar Olaf Reinmuth „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Februar Manuela Müller-Riepe Wie geht es dir?
März Hanno Paul „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“
April Gabriele Steinmeier Wachen und Schlafen
Mai Axel Bruning Heute bleibt die Kirche kalt ...
Juni Jutta Hoppe Wer glaubt ist nicht allein
Juli Jörg Lange Du stellst meine Füße auf weiten Raum
August Anna-Lena Köhler „Ihr seid das Licht der Welt“
September Gerald Wagner Licht kann man sehen
Oktober Niklas Niedermeier Alles klar
November Silke  Reinmuth Schlüssel verloren ...
Dezember Kyra Wollbrink Eingel

Andachten 2021

Januar Olaf Reinmuth „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Februar Markus Fachner Nicht unterkriegen lassen    
März Kai-Uwe Spanhofer Soviel Du brauchst    
April Christoph Harder Verzeihen statt Nachtreten    
Mai Volker Kükenshöner Wichtige Arbeit    
Juni Frauke Wagner „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen    
Juli Silke Reinmuth Werkzeug    
August Christian Wellensiek Berührungspunkte    
September Axel Bruning Sich einfach geborgen fühlen …    
Oktober Bettina Fachner Nachhaltig reich beschenkt sein    
November Katharina Baumann-Schulz Vitamin G  
Dezember Petra Ottensmeyer Trost im Advent