THEODORA in Herford zieht OWL-Jahresbilanz: 141 Prostituierte beraten und mehr als 540 aufgesucht

Erstellt am 06.03.2018

THEODORA berät Frauen in der Prostitution in Ostwestfalen-Lippe und ist in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen

Foto: Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle

 

Herford (06.03.2018). „Im letzten Jahr haben wir 141 Prostituierte intensiv psychosozial und rechtlich beraten und begleitet“, berichtet Katharina Hontscha-Stavropoulos. „Hinzu kommen weitere 26 Klientinnen vom Projektpartner REGE.“

Die Sozialarbeiterin ist seit vielen Jahren in der Beratungsstelle THEODORA und seit zwei Jahren im Projekt HILFE-LOTSINNEN tätig. THEODORA berät seit 2011 Frauen in der Prostitution in Ostwestfalen-Lippe (OWL) und ist in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.

Die HILFE-LOTSINNEN sind ein Kooperationsprojekt mit der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft (REGE) mbH in Bielefeld. Sie beraten und begleiten Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Projektziel ist die Ansprache und Vermittlung von Armuts-Prostituierten unter den neu zugewanderten EU Bürgerinnen in das Hilfesystem in den Kommunen in OWL.

Viele der in OWL in der Prostitution arbeitenden Frauen können von den Mitarbeiterinnen von THEODORA in ihrer Muttersprache angesprochen werden. Die Beratung erfolgt in neun Sprache. „Wir fungieren nicht nur als Interessensvertretung und Dolmetscherinnen, sondern häufig auch als Kultur-Mittlerinnen“, weiß die Sozialarbeiterin. „Viele der Armuts-Prostituierten holen ihre Kinder aus den Herkunftsländern nach oder haben sie schon mit nach Deutschland gebracht“, erläutert Hontscha-Stavropoulos weiter. Diese Kinder sollen durch die Bildungslotsin der REGE mbH an frühe Förderung und Schule herangeführt werden.

„Wir haben viele Kinder der Klientinnen mitbetreut, darunter 40 Kinder in der Altersgruppe bis 7 Jahre“, stellt die Beraterin fest. Die Mehrheit der Frauen sei im Alter zwischen 22 und 40 Jahren. 27 % der Frauen haben ihren Wohnsitz in Bielefeld, 26 % im Kreis Herford, 4 % im Kreis Minden-Lübbecke, 10 % im Kreis Gütersloh, 25 % im Kreis Lippe und 8 % im Kreis Paderborn. Diese Zahlen zeigen die Richtigkeit, dass die Kommunen Bielefeld, Kreis Gütersloh, Kreis Herford, Kreis Höxter, Kreis Lippe und der Kreis Paderborn das Projekt HILFE-LOTSINNEN durch die Übernahme des Eigenanteils unterstützen.

In der aufsuchenden Arbeit wurden 82 bordellähnliche Betriebe und Wohnungen von den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle aufgesucht. Davon lagen 7 % in Bielefeld, 27 % im Kreis Herford, 15 % im Kreis Minden-Lübbecke, 22 % im Kreis Gütersloh, 8 % im Kreis Lippe, 4 % im Kreis Höxter und 17 % im Kreis Paderborn.

Dadurch wurde Kontakt zu fast 540 Prostituierten aufgenommen. 9 % davon waren in Bielefeld, 27 % im Kreis Herford, 5 % im Kreis Minden-Lübbecke, 23 % im Kreis Gütersloh, 20 % im Kreis Lippe, 3 % im Kreis Höxter und 13 % im Kreis Paderborn. Am häufigsten waren Antworten erwünscht zum Ausstieg aus der Prostitution, zur Gesundheitsvorsorge und Krankenversicherung, zur rechtlichen Aufklärung bezüglich Legalisierung der Arbeit und zu ausländerrechtlichen Fragen.

„Das Projekt HILFE-LOTSINNEN wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen in Deutschland (EHAP) bis Ende 2018 gefördert“, erklärt Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle. Sie verweist darauf, dass  Prostitution kein Beruf wie jeder andere sei. Niemand sollte sich unter Zwang oder aus existenzieller Not prostituieren.

Aufgrund der besonderen Problemlagen und zusätzlichen Stigmatisierung und Scham, die die Tätigkeit in der Prostitution für diese Zielgruppe mit sich bringe, seien sie allein nicht in der Lage, Hilfe zu suchen. „Sie verstehen sich nicht als Prostituierte, sondern verbleiben in der Prostitution, weil sie keine andere Perspektive haben“, verdeutlicht die Leiterin. Daher sei es wichtig, diesen Frauen ein besonderes Beratungsangebot zu machen – und „meine  Aufgabe wird es sein, Kooperationspartner zu finden, die eine Fortführung der Beratung möglich macht.“

„Seit dem das Prostituiertenschutzgesetz Mitte letzten Jahres in Kraft getreten ist, müssen wir die in der Prostitution arbeitenden Frauen über das neue Gesetz informieren und aufzuklären“, hebt Hontscha-Stavropoulos hervor. Die Anmeldung der Prostituierten findet zentralisiert für ganz OWL im Gesundheitsamt und Ordnungsamt in Bielefeld statt. Sehr oft werden bei der aufsuchenden Arbeit von THEODORA Fragen über die Regulierung und Umsetzung des Gesetzes gestellt. Die Mitarbeiterinnen versuchen die Änderungen zu erläutern und bleiben im Gespräch.

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