
Herford (23.03.2022). „Analog zu den allgemeinen Frauenberatungsstellen gilt es eine langfristige, kostendeckende und bedarfsgerechte gemeinsame kommunale und Landesfinanzierung der spezialisierten Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle THEODORA endlich zu beschließen.“ So lautet eine von neun politischen Forderungen zur Wahl des Landtages NRW, 15. Mai, zum Themenbereich Prostitution.
Politikerinnen und Politiker in Nordrhein-Westfalen seien gefordert, sich für eine verbindliche Absicherung und Weiterentwicklung der behördenunabhängigen Beratungsangebote für Prostituierte einzusetzen, heißt es im Forderungskatalog der Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle THEODORA. Obwohl in der nun endenden Legislaturperiode der Antrag der aktuellen Regierungsparteien CDU und FDP „Nein! Zum Sexkaufverbot des Nordischen Modells – Betroffenen helfen und nicht in die Illegalität abschieben“ im Parlament und mehreren Ausschüssen behandelt worden sei und Gegenstand einer Anhörung war, seien viele Forderungen bis heute nicht umgesetzt.
Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle THEODORA in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen sieht gerade auf Landesebene zahlreiche konkrete Handlungsmöglichkeiten: So ist bei der Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes der Schutzgedanke für Prostituierte zu stärken. Dazu gehören nach Ansicht der Beratungsstelle ein erleichterter Zugang zum Krankenversicherungsschutz, zum Arbeitsmarkt, zu Umschulungs- und anderen Qualifizierungsmaßnahmen sowie zum Sozialleistungssystem, einheitliche Standards in Gesundheits- und Ordnungsämtern sowie in der Besteuerung durch die Finanzämter, verbesserter Datenschutz, Förderung von Anti-Stigmatisierungskampagnen und nicht zuletzt die Sensibilisierung von Behörden im Umgang mit Sexarbeiter*innen.
Der Forderungskatalog wurde mit einer Gesprächseinladung an die Abgeordneten des Landtages aus dem Zuständigkeitsgebiet von THEODORA, dem Raum Ostwestfalen-Lippe, geschickt.
Die Beratungsstelle THEODORA, seit 2011 in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., wird finanziert als Projekt ProBAT und ist fokussiert auf Armutsprostituierte in der Region Ostwestfalen-Lippe. Sie will Frauen innerhalb der Gruppe der besonders benachteiligten neuzugewanderten Unionsbürgerinnen und deren Kinder in Beratungs- und Unterstützungsangebote des regulären Hilfesystems vermitteln. Projektpartnerin ist die REGE mbH in Bielefeld. Das Projekt ProBAT wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP) und die Kommunen in OWL gefördert.