
Kreis Herford (27.02.2022). Der Evangelische Kirchenkreis Herford befürchtet eine zeitweise Schließung von mehreren Gruppen in 16 Kitas ab Montag, 28. Februar 2022. Grund dafür sei die Corona-Pandemie in Kombination mit einer neuen Landesverordnung.
Das NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration hatte am 21. Februar über die neue Quarantäneanordnung für Kitas informiert, die jetzt umgesetzt werden muss. „Dies wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem massiven Ungleichgewicht zwischen Kindern und Personal in den ohnehin schon stark überlasteten Kitas führen“, sagt Christian Neumann, Referatsleiter der Kindertageseinrichtungen des Evangelischen Kirchenkreises Herford.
Bisher war es so, dass bei einer positiv getesteten Fachkraft auch die Kinder in der betroffenen Kita-Gruppe in Quarantäne geschickt wurden. Meistens konnten dadurch die anderen Gruppen in einer Einrichtung weiterhin betreut werden, wenn auch unter erschwerten personellen Voraussetzungen.
Jetzt sollen laut dem Schreiben von NRW-Familienminister Joachim Stamp nur noch die Kinder in häusliche Quarantäne, die ein positives Testergebnis haben. Jedoch führt das nach Ansicht des Kirchenkreises, der kreisweit insgesamt 57 Kitas verwaltet, zu einem massiven Ungleichgewicht zwischen Kindern und Fachkräften.
Neumann: „Die aktuelle Verordnung bedeutet im Kita-Alltag mehr Kinder, als die anwesenden Fachkräfte betreuen können.“ Denn trotz vollständiger Grundimmunisierung, Booster-Impfung und hygienischer Vorkehrungen in den Kitas, kommt es immer wieder zu Infektionen der Mitarbeitenden.
Zwar haben nach Aussage des Kirchenkreises bisher die meisten erkrankten Mitarbeitenden milde Verläufe gehabt und können nach der Quarantäne sofort wieder zurück in die Einrichtung, allerdings fallen sie bis zu ihrer Genesung aus. Somit fehlen sie für die Betreuung der Kinder. Neumann: „Eine Entspannung der Lage in den Kitas ist daher noch nicht zu erwarten. Die nervenzehrende Situation auf allen Seiten wird sich leider vorerst nicht merklich verbessern.“
Nach Angaben des Kirchenkreises könnten bereits ab Montag, 28. Februar, schätzungsweise 16 Kindertageseinrichtungen von Gruppenschließungen betroffen sein. „Mit Blick auf die Gesamtheit fällt dies am Ende auf rund 4.000 betroffene Familien zurück“, erklärt Neumann.
Das Landesjugendamt empfiehlt, regionale Notgruppen zu öffnen, um dem massiven Personalausfall entgegenwirken zu können. Ob und inwieweit das im Hinblick auf die zu betreuenden Kinder möglich und sinnvoll sei, die dann vielleicht in neuen Umgebungen von fremden Fachkräften betreut würden, müsse im Einzelfall geprüft werden - auch hinsichtlich des Kindeswohles, kündigt der Kita-Referatsleiter an.
„Seit dem Beginn der Pandemie haben Eltern und die Mitarbeitenden in den Kitas enorme Mühen und Anstrengungen meistern müssen, um die belastenden Auswirkungen der Pandemie zu meistern. Das sind starke persönliche Leistungen, für die wir als Gesellschaft zu großem Dank verpflichtet sind. Es ist für alle schwer, dass diese Belastung nun im dritten Jahr noch weiter anhält“, sagt Pfarrer Rolf Bürgers, Vorsitzender des kreiskirchlichen Kita-Leitungsausschusses.
Der Kirchenkreis bittet in der aktuellen Situation die Eltern um Verständnis für die schwierige Situation der Kita-Träger. Neumann: „Die Quarantäneanordnung ist keine Entscheidung der Träger. Wir versuchen alles Mögliche, trotz der neuen Bestimmungen eine qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten. Wir sehen aber auch, dass es Grenzen des Machbaren gibt.“