
Herford (23.11.2022). Auf der Terrasse von „Haus Frieda“ wird es bunt, genauer gesagt rot. Acht Mädchen und einige Mitarbeiterinnen aus dem „Mädchentreff“, die sich dort regelmäßig treffen, besprühen und bemalen zwei Gartenbänke. Auf diesen wird in den Tagen danach noch die Silhouette einer Frau angebracht werden. Auf dieser das Wort „Nein“ in vielen Sprachen und der eindeutige Hinweis, wofür diese Widerspruch stehen soll: Nein zu Gewalt an Frauen!
Mit diesen beiden roten Bänken wollen die jungen Frauen teilnehmen an einer Aktion, die Pfarrerin Eva-Maria Schnarre vom Frauenreferat im Kirchenkreis Herford und Gleichstellungsbeauftragte Manuela Müller-Riepe in anderen Städten gesehen und dort kennengelernt haben und einbringen wollen zum „Tag gegen die Gewalt an Frauen“, der am Freitag, dem 25.11.22 auch in Herford stattfinden wird.
„Wir nehmen, gemeinsam mit den Mädchen und Frauen, mit denen wir in Gesprächen natürlich auch für das Thema sensibilisiert haben teil an der Demonstration, die viele verschiedene Akteurinnen und Beratungsstellen am Freitagnachmittag ab 15.30 Uhr am Kreishaus beginnen. Wir tragen die Bänke bis zum Rathaus, wo die Kundgebung enden wird. Dort in der Nähe und an einer weiteren Stelle in der Stadt werden die Bänke dann aufgestellt. Sie laden zum Hinsetzen ein und gleichzeitig zur Auseinandersetzung mit diesem Thema „Gewalt gegen Frauen“.
Die Initiatorinnen sind sich sicher, dass etwas verändert werden kann durch die Auseinandersetzung mit den erschreckend hohen Zahlen an Opfern und der Wahrnehmung, wie viele Plätze in unserer Gesellschaft tatsächlich leer bleiben, weil Frauen durch die Folgen von körperlicher oder psychischer Gewalt daran gehindert werden, gesund und selbstbestimmt am Leben teilnehmen zu können. Viel zu viele verlieren ihr Leben sogar ganz, denn an jedem dritten Tag geschieht in Deutschland ein sogenannter „Femizid“, also ein Mord an einer Frau. Meistens sind es Beziehungstaten, von Männern ausgeübt.
„Wir müssen dagegen überall etwas tun, wo wir selbst es können und vor allem nicht schweigend wegsehen, wo wir Hilfe rufen sollten. Und wir wollen Frauen stark machen, selbst nicht mehr zu schweigen und Hilfe anzunehmen“, beschreiben sie das Vorhaben und auch das zusätzliche Angebot, denn an den Bänken sind kleine Plastikboxen für Karten und Flyer von Hilfsinstitutionen und Beratungsstellen angebracht. „So kann man, einfach beim unauffälligen Ausruhen auf einer Bank unbeobachtet solche Hilfsmöglichkeiten anschauen oder Informationsmaterial mitnehmen. Vielleicht ein erster Schritt aus der scheinbaren Hilflosigkeit.“
Die Mädchen und Frauen aus dem „Mädchentreff“ sind sicher: Jede Frau, die weiß, dass sie nicht alleine ist, wird sich der Gewalt hoffentlich irgendwann nicht mehr so ausgeliefert fühlen. Der kommende Freitag sagt genau das: Du bist nicht alleine! Wir sind viele, die der Gewalt gegen Frauen etwas entgegensetzen wollen!“