
Foto, von links: Gemeindepfarrer Gerhard Tebbe, Bischof Johan Dang, Superintendent Dr. Olaf Reinmuth und Pfarrer i. R. Jörg-Michael Heß in der Bartholomäuskirche
Rödinghausen. Es ist die Aufgabe von Christen, Grenzen zu überwinden. Dieser Gedanke stand im Mittelpunkt der Predigt, die der leitende Bischof Johan Dang von der indischen Gossner-Kirche in der Bartholomäuskirche in Rödinghausen hielt.
Rödinghausen war die letzte Station einer Rundreise des Theologen der mit rund 350 000 Mitgliedern zweitgrößten evangelisch-lutherischen Kirche Indiens, die ihn durch mehrere Gemeinden in Ostwestfalen und Lippe führte. Im Kirchenkreis Herford besuchte Dang auch Löhne und den Gossner-Kindergarten in Westkilver.
Dang, der seit 2016 die Gossner-Kirche leitet, predigte über die Begegnung Jesu mit einer Samariterin, wie sie im Johannes-Evangelium erzählt wird. Wenn Jesus hier mit einer damals als nicht rechtgläubig angesehenen Frau spreche, dann überwinde er die menschengemachten Abgrenzungen. Dang erinnerte an die in Indien immer noch relevante Kastenordnung und an andere Grenzen, die Menschen trennten. Christen sollte diese Barrieren nicht akzeptieren und „Hand in Hand Frieden und Gerechtigkeit und die gute Nachricht des Evangeliums“ in die Gesellschaft tragen.
Neben Dang wirkten im Gottesdienst Gemeindepfarrer Gerhard Tebbe, der in Rödinghausen lebende Ruhestandspfarrer Jörg-Michael Heß und der Superintendent des Kirchenkreises Herford, Dr. Olaf Reinmuth, mit. Dieser betonte, dass der Besuch des Bischofs die „Welt-Weite“ des Christentums deutlich mache. Während früher die Mission, aus der die Gossner-Kirche hervorging, eine Einbahnstraße gewesen sei, gelte es heute, voneinander zu lernen.
Im Anschluss an den Gottesdienst informierten Bischof Dang und Pfarrer Heß, der dem Vorstand der in Berlin beheimaten Gossner-Mission angehört und den Bischof seit vielen Jahren kennt, beim Kirchcafé im Gemeindehaus über Geschichte und Gegenwart der indischen Kirche. Sie geht zurück auf vier junge handwerklich ausgebildete Männer, die sich vom damaligen Berliner Pfarrer Johannes Goßner als Missionare aussenden ließen.
Damals gelang es ihnen mit ihrem sozialen Engagement, mehrere Stammesoberhäupter der Adivasi für das Christentum zu gewinnen. Die ersten Anfänge einer bis heute wachsenden Kirche, die auch etliche Kindergärten, Schulen, eine landwirtschaftliche Musterfarm und eine Teeplantage unterhält.
„Die Gossner-Missionare haben immer Wert daraufgelegt, dass gleichberechtigte indische Missionare ausgebildet wurden“, sagte Jörg-Michael Heß. Das habe dann dazu geführt, dass die Gossner-Kirche, nachdem die Engländer aufgrund des Ersten Weltkrieg die deutschen Missionare auswiesen, sich 1919 als selbstständige Kirche konstituieren konnte.