Kreis Herford: Bürokratie verzögert den Einsatz von Fachkräften

Erstellt am 26.09.2023

Die Berufskraftfahrer Ardit Dushaj und Florian Kuçi warteten ein Jahr auf eine Vorabentscheidung für ihr Arbeitsvisum

Foto: Happy End nach langer Wartezeit: Florian Kuçi (2. von links) und Ardit Dushaj (3.v.l.) dürfen endlich als Berufskraftfahrer für ein heimisches Speditionsunternehmen arbeiten. Agim Ibishi (links) und Pfarrer Holger Kasfeld (rechts) vom Diakonischen Werk unterstützten die beiden Fachkräfte bei dem bürokratischen Genehmigungsverfahren.

 

Herford (26.09.2023). Es klingt unglaublich, aber ist kein Einzelfall: Die gut ausgebildeten und von deutschen Unternehmen dringend benötigten Fachkräfte Ardit Dushaj und Florian Kuçi wollen hier in Deutschland legal arbeiten und haben eine feste Stellenzusage. Dazu brauchen sie eine offizielle Vorabentscheidung für ein Arbeitsvisum, aber deutsche Behörden brauchten dafür mehr als ein Jahr. Jetzt scheint es, ein „Happy End“ zu geben.

Fachkräfte sind für die meisten Unternehmen wirtschaftlich überlebenswichtig und ein wichtiger Standortfaktor. Ardit Dushaj und Florian Kuçi sind Berufskraftfahrer. Die werden zurzeit von Unternehmern – nicht nur in Deutschland – händeringend gesucht. Ein Spediteur hier aus der Region hatte die beiden Albaner angeworben und möchte sie fest anstellen. Es fehlte nur noch ein Arbeitsvisum, doch das zu bekommen, war wesentlich schwieriger als gedacht.

Seit 2019 gibt es das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Deutschland. Es soll eigentlich die Einwanderung von Fachkräften, die für die deutsche Wirtschaft wichtig sind, erleichtern. Das sei grundsätzlich eine gute Idee, meint Agim Ibishi, Leiter der Migrationsberatung für Erwachsene des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Herford. Doch die Bürokratie sei nach wie vor zermürbend, so seine Beobachtung.

Ibishi betreut und berät mehrere ausländische Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten wollen, sowie mehrere heimische Unternehmer, die dringend zusätzliche Fachkräfte benötigen. „Aufgrund der Bürokratie gibt es leider immer wieder Probleme. Das betrifft zum Beispiel die Arbeitsvisa von Pflegefachkräften, Handwerkern, Technikern und in diesem Fall Berufskraftfahrern“, erzählt er.

Dabei könnte es eigentlich ganz einfach sein, wie zum Beispiel in Italien oder Holland, wo ebenfalls dringend Berufskraftfahrer gesucht werden. „Innerhalb einer Woche kann ihnen dort eine offizielle Arbeitserlaubnis erteilt werden“, weiß Ibishi zu berichten.

Und in Deutschland? Der Prozess von Genehmigungen braucht oftmals Monate, so wie bei Ardit Dushaj und Florian Kuçi. Vor mehr als einem Jahr haben die beiden ihre Anträge gestellt. Ibishi: „Das Antragsverfahren ist kompliziert und umständlich. Ohne fachliche Unterstützung ist es fast unmöglich.“ Aber auch mit Fachexpertise - in diesem Fall vom Diakonische Werk - ist es nach Aussage des Leiters der Migrationsberatung „absolut verwirrend, undurchsichtig und mitunter absurd“.

Zwar gab es positive Unterstützung von der Ausländerbehörde des Kreises Herford, doch die durfte nicht entscheiden. Stattdessen entwickelte sich ein monatelanges Genehmigungsverfahren mit einem ständigen hin und her zwischen zwei anderen deutschen Behörden, erzählt Ibishi. Währenddessen wartet der heimische Spediteur dringend auf seine beiden Fachkräfte.

Inzwischen hat die Herforder Kreisverwaltung in Zusammenarbeit mit der zuständigen Fachstelle des Diakonischen Werkes einen Weg gefunden, damit die beiden albanischen Berufskraftfahrer hier arbeiten dürfen. „Es ist gut, dass uns die Kreisverwaltung unterstützt. Wir hier in unserer Region sind abhängiger von Fachkräften als die von uns“, sagt Pfarrer Holger Kasfeld, Leiter des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Herford, und ergänzt: „Für den Standort Deutschland wäre es besser, zukünftig schneller Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte zu bekommen.“

Ardit Dushaj und Florian Kuçi hatten sich auf ein längeres Antragsverfahren eingelassen, weil sie nach eigener Aussage am liebsten hier in der Region arbeiten wollen. Dass es dann so langsam voran ging, davon waren sie allerdings überrascht. „Ob andere dringend benötigte Fachkräfte auch diesen mühsamen Weg durch die deutschen Bürokratie-Dschungel wählen, ist ungewiss“, befürchtet Agim Ibishi.

Aktuelle Meldungen

Kreis Herford: Adventsfeier des Bezirksverbandes der Evangelischen Frauenhilfe

Kreis Herford: Fachtag „Musik- und Religionspädagogik im Kita-Alltag“

Kreis Herford: Kataloge und Video JuKi-Reisen 2024 / Anmeldestart ist am ersten Advent

Einladung: Öffentliche Synode des Ev. Kirchenkreises Herford am 30. November 2023

Herford: Beraterinnen der Beratungsstelle Theodora sagen "Nein zu Gewalt an Frauen!"

weitere Meldungen

Besondere Veranstaltungen

Freitag, 8.12.2023 17.30 Uhr
„Es kommt ein Schiff geladen ..." - Ein Wochenende zur vertiefenden Einführung in Meditation und Kontemplation

Hille-Oberlübbe: Alte Lübber Volksschule Pfarrer Hanno Paul