Taufe

Zum Glück mit Gottes gütigem Blick unterwegs

Zum Glück mit Gottes gütigem Blick unterwegs

Zum Glück mit Gottes gütigem Blick unterwegs

# Monatliche Andachten

Zum Glück mit Gottes gütigem Blick unterwegs

von Frauke Wagner, Pfarrerin der Marien-Kirchengemeinde Stiftberg Herford

Der Herbst ist Apfelzeit. Wunderbar! Der eine freut sich über Apfelkuchen, die andere über die Obstspalten in der Brotdose. Der Apfel ist ein sympathischer Allrounder. Als Vitaminlieferant erfreut er die Ärztin und den Patienten gleichermaßen: „An apple a day keeps the doctor away!“

In der christlichen, abendländischen Traditionsgeschichte kommt der Apfel nicht ganz so gut weg. Sein lateinischer Name malus steht mit dem Nahrungsmittel in Verbindung, welches Eva dem guten Adam zum Probieren gereicht hat. Malus meint im Lateinischen schlecht, schlimm, böse oder eben auch Apfel.

Zum Glück hat die Bewertung in der Kulturgeschichte dem Apfel nur bedingt geschadet und er kann sich bis heute einer Vielzahl an Sorten und Fans erfreuen. Bei der letzten Fahrradtour stand am Wegrand ein Korb mit Äpfeln. Davor ein Schild: Alte Sorten - zu verschenken. Ich hielt an und kramte mir in dem Korb ein schönes Exemplar hervor. Schön bedeutete für mich: keine Quetschstellen und keine Wurmlöcher. Ob der Auserwählte ein Gravensteiner oder Boskoop war, konnte ich nicht erkennen. Ich konnte nur probieren und muss sagen: er schmeckte köstlich.

Mein Apfelblick war anscheinend richtig gewesen. Anders jedoch die Reaktion meiner Begleitung. Sie nahm einen anderen, von mir aussortierten Apfel, drückte auf dem matschigen Exemplar herum, roch daran und meinte: Da wird ein prima Apfelmus raus. So unterschiedlich kann man Äpfel anschauen und bewerten.

Der Monatsspruch für den Oktober unterstreicht genau das. Die Güte des HERRN ists, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“ (Klagelieder 3,22f) Bei uns ist es ja manchmal wie bei den Äpfeln. Dann ist der Wurm drin. Diese Redewendung kann für Tage stehen, an denen nichts so richtig klappen will, oder Wochen, wo erst Waschmaschine und dann Auto kaputt gehen. Oder auch für Krankheitsphasen und Schwächeerfahrungen im Leben. Da ist der Wurm drin - es will nichts gelingen oder: es wird einfach nicht besser.

Das Gefühl, wie ein ramponierter Apfel durchs Leben zu kullern oder als angedeppertes Exemplar den Alltag wuppen zu müssen, das kann zermürbend sein. Ich glaube, da kann es helfen, dass wir uns selbst betrachten, wie Gott uns sieht. Einen anderen Blick einnehmen. Gott ist erfinderisch wie eine gute Hausfrau. Er schaut nicht nur auf die heile Schale. Der weiß, wie er uns zu nehmen hat. Der sieht in uns das, was wir selbst manchmal nicht sehen können. So wie der Apfelkundige, der im angedetschten Exemplar den prima Apfelkompott sehen kann. Er schaut uns mit einem liebenden Blick an und mit seinen Augen können wir manches auch nochmal anders anschauen. Wir sind ja zum Glück mit Gottes gütigem Blick unterwegs. Ein Blick, der in uns mehr und anderes erkennt als wir selbst oder andere gerade zusehen schaffen. 

Mich macht das froh, auch wenn ich nicht immer weiß, was Gott in mir sieht oder mit mir vor hat. Und mich beruhigt es zu wissen, dass es „alle Morgen neu“ ist. Der wurmstichige Tag, die Lebensphase, wo der Wurm drin steckt, nach jedem Grauen des Morgens kommt ein neuer Tag.

Dass wir uns in dieser Zuversicht geborgen wissen und den kundigen und lieben Hausfrauenblick Gottes spüren, das wünsche ich uns allen für die Apfel- und Oktoberzeit.

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