„Was für eine *-Idee?“

von Alexandra Hinsel, Vikarin in der Lydia-Gemeinde Bünde

Was war das für eine *-Idee?“, denkt Anne, während sie im respektvollen Abstand vor dem Abhang steht und den Erklärungen des Trainers halb zuhört. „Warum um alles in der Welt habe ich mich von Lene überreden lassen, mit ihr den Mountainbike-Kurs für Anfängerinnen zu machen?“ Lene, die mutige Lene, ihre beste Freundin seit dem Kindergarten.

„So, du fängst an, Anne.“, sagt auf einmal der Trainer. „Oh mein Gott. Bloß nicht.“

„Na dann, Hals- und Beinbruch!“ wünscht ihr Lene lachend und Anne umfasst den Lenker fest und fährt erst vorsichtig und dann immer schneller und schneller den Abhang runter. Unten angekommen lässt sie sich voll Adrenalin und einem Anflug von Verrücktheit auf den weichen Waldboden fallen. Wenig später liegt Lene kichernd neben ihr.

Warte mal… Hals- und Beinbruch? Warum in Gottes Namen Hals- und Beinbruch?

Ein schräger Wunsch, denn eigentlich wünschen wir uns damit ja das genaue Gegenteil: „Brich dir bloß nicht den Hals oder die Beine!“ Ich wünsche ja niemandem, dass er sich wirklich den Hals- oder das Bein bricht…

Aber, weil ich ein neugieriger Mensch bin (und Menschen gerne die Welt erkläre), habe ich gegoogelt: „Hals und Beinbruch“ kommt von der jiddischen Redewendung „Hasloche un Broche“ und heißt übersetzt „Erfolg und Segen“! Spannend, oder?

Und ich hatte schon befürchtet, dass nur noch Menschen in Kirchgebäuden, die schwarze oder bunte Umhänge tragen (wie ich), die Worte „Segen“ und „segnen“ benutzen. Wie schön, dass das nicht stimmt! Was für ein Segen, die jiddische Sprache!

Denn ich glaube: Jede*r kann segnen und etwas von Gottes Funken und Freude weitergeben! Egal ob Kirchenmensch oder nicht. Ob mit Worten, mit einer Umarmung oder einem Lächeln, ist nicht entscheidend. Denn ich glaube, Segen wirkt. Und ich finde: Das Leben wird schöner und bunter, wenn wir Segen weitergeben und uns segnen lassen.

In diesem Sinne: „Hals- und Beinbruch!“

Andachten 2023

Januar Olaf Reinmuth „Du bist ein Gott, der mich sieht!“
Februar Carsten Fiefstück Glocken
März Claudia Günther Verbunden mit dem Leben
April Alexandra Hinsel „Was für eine *-Idee?“
Mai Anke Hülsmeier „Das war gar keine richtige Osternacht ...“
Juni Hanno Paul Wer ist die Kirche?
Juli Gabriele Steinmeier Gesten und Glaube
August Jutta Hoppe Sommer, Sonne, Urlaub
September Bettina Fachner Unterbrechung
Oktober Kai-Uwe Spanhofer Dankbar für die Fülle
November Michael Heß „Jesu Sahay“ - Jesus hilft
Dezember Manuela Müller-Riepe Frieden