Wer ist die Kirche?

von Hanno Paul, Pfarrer am Lukas-Krankenhaus Bünde

Meine Mentorin im Vikariat führte mit ihren Konfirmandinnen immer eine Einheit durch, die mir auch nach mehr als 30 Jahren noch im Gedächtnis ist. Sie fragte die Jugendlichen „Wer ist die Kirche?“ und ließ sie dann antworten „Wir sind die Kirche“. Und für mich hat sie damit die Sache auf den Punkt gebracht.

Natürlich ist Kirche auch eine Institution, auch eine mit Machtstrukturen und Hierarchien. Aber zumindest die Evangelische Kirche von Westfalen ist eine, die von ihrem Wesen nach von unten aufgebaut ist und die letztlich vom Engagement ihrer Mitglieder lebt.

Doch natürlich bildet sich auch Fachleute aus und bezahlt sie für Aufgaben, die aus fachlichen oder zeitlichen Gründen ehrenamtlich nur schwer wahrgenommen werden können. So wirken Hauptamtliche, Neben- und Ehrenamtliche in vielen Feldern und auf allen Ebenen zusammen: in der Kirchenmusik und in der Jugendarbeit, beim Reinigen der Räume, beim Kaffee Kochen und bei der Verkündigung – und schließlich auch in der Leitung der Kirche: von der Presbyterien in den Gemeinden über die Kreissynoden bis hin zur Landessynode und zur Kirchenleitung.

Mich hat das angezogen, weil ich als Jugendlicher die Erfahrung gemacht habe, mich mit meinen Ideen einbringen zu können, Fortbildung und (auch kritische) Unterstützung zu erfahren, und so die Chance hatte, etwas zu gestalten und mich selbst weiterzuentwickeln.

Um daran auch beruflich mitwirken zu können, bin ich Pfarrer geworden und habe erlebt, dass es da, wo ich Initiative übernehme, nach wie vor diese Gestaltungsmöglichkeiten gibt, zumindest, wenn ich andere vom Wert meiner Ideen überzeugen kann.

Natürlich hat das immer auch Grenzen: Es müssen ja die finanziellen und personellen Möglichkeiten zur Umsetzung vorhanden oder zumindest aufzubringen sein – und andere für meine Ideen zu begeistern, kann mehr oder weniger gelingen.

Trotzdem – aus meiner Sicht lohnt sich das Engagement. Indem ich eigene Ideen einbringe, bringt es mich in Kontakt mit vielen tollen engagierten Menschen und trägt dazu bei, dass etwas von Gottes Geist der Liebe lebendig wird – dem Geist, den wir Pfingsten gefeiert haben. Probieren Sie es aus und bringen Sie das, was Ihnen am Herzen liegt, in die Gemeinde oder Gruppe Ihres Vertrauens ein.

Andachten 2023

Januar Olaf Reinmuth „Du bist ein Gott, der mich sieht!“
Februar Carsten Fiefstück Glocken
März Claudia Günther Verbunden mit dem Leben
April Alexandra Hinsel „Was für eine *-Idee?“
Mai Anke Hülsmeier „Das war gar keine richtige Osternacht ...“
Juni Hanno Paul Wer ist die Kirche?
Juli Gabriele Steinmeier Gesten und Glaube
August Jutta Hoppe Sommer, Sonne, Urlaub
September Bettina Fachner Unterbrechung
Oktober Kai-Uwe Spanhofer Dankbar für die Fülle
November Michael Heß „Jesu Sahay“ - Jesus hilft
Dezember Manuela Müller-Riepe Frieden