05/12/2025 0 Kommentare
Herford: Ein Stern am Weihnachtsbaum für „Sternenkinder“
Herford: Ein Stern am Weihnachtsbaum für „Sternenkinder“
# Nachrichten

Herford: Ein Stern am Weihnachtsbaum für „Sternenkinder“
Titelfoto: Auf dem Gänsemarkt in Herford steht ein Weihnachtsbaum für Sternenkinder. Auf dem Foto sind von links: Christiane Menzel, Ulrich Martinschledde und Emel Bilgetekin und Pfarrerin Eva-Maria Schnarre.
Schon seit Jahren gibt es in Herford die Tradition, für die Kinder, die in der Advents- und Weihnachtszeit im Klinikum oder im Mathilden-Hospital geboren werden, ein Licht am großen Tannenbaum auf dem Alten Markt leuchten zu lassen. Die Eltern selbst schalten den neuen rosa oder blauen Stern dazu.
Auf dem Gänsemarkt hat sich nun eine neue Tradition begründet, die bisher gefehlt hat. Nicht jedes Kind erblickt nämlich – traurigerweise – das Licht dieser Welt. Auf dem Weg zur Geburt gehen sie ihren Familien leider schon wieder verloren. „Sternenkinder“ heißen diese Kinder, die im Mutterleib aus verschiedenen Gründen und in unterschiedlichen Entwicklungsstadien versterben oder die bei der Geburt zu schwach zum Leben sind.
Gedenkfeier am 7. Dezember (zweiter Advent)
Beigesetzt werden sie schon seit über 20 Jahren auf den Grabfeldern „Morgenröte“ des Erika-Friedhofs in Herford – auf individuellen Grabstätten oder bei den gemeinsamen Urnenbeisetzungen jeweils am dritten Mittwoch im März und im September. Und an jedem zweiten Adventssonntag gibt es für sie eine Gedenkfeier, die ebenfalls auf dem Erika-Friedhof stattfindet. Ab 15.30 Uhr beginnt dort ein Gottesdienst, und anschließend gehen alle, die mitgedenken möchten, zu den Grabstellen, um Kerzen zu entzünden. In diesem Jahr findet die Gedenkfeier – zu der auch Menschen kommen können, die ihre Kinder schon vor Jahren loslassen mussten oder den Bestattungsort gar nicht kennen – am Sonntag, dem 7.12.2025, statt.
Auf diese Trauerfeier weist auch ein Anhänger am neuen Weihnachtsbaum für die Sternenkinder hin. Gemeinsam mit Pro Herford kamen die beiden Leiterinnen der Selbsthilfegruppe für Sternenkinder auf die Idee, auch für diese Kinder einen Ort zu schaffen. Auf Sternen stehen nun Namen und „Spitznamen“, die Eltern ihren Kindern gegeben hatten, nachdem die Schwangerschaft festgestellt worden war, die dann leider viel zu früh nicht zur Geburt, sondern zu einem Verlust führte.
Auf den Sternen stehen Namen wie Leon, Marlene, Elin oder Aytas sowie Koseworte wie „Großer Bruder“, „Würmchen“ oder andere. Sternenkind-Eltern haben die Sterne selbst gestaltet oder den beiden Leiterinnen der Selbsthilfegruppe die Namen zugeschickt, sodass auch für ihr „Sternenkind“ nun ein Stern an diesem neuen Weihnachtsbaum angebracht werden konnte.
Regelmäßige Treffen
Christiane Menzel und Emel Bilgetekin begleiten Familien einmal monatlich im Markusgemeindehaus "Haus der Begegnung" an der Landsberger Straße 2 in Herford, und zwar jeden letzten Dienstag im Monat um 18.30 Uhr. Sie haben mit betroffenen Eltern überlegt, dass es guttun könnte, sich auf diese Weise auch an ihre Kinder zu erinnern, die eine Zeit lang eine wichtige Rolle in deren Leben gespielt haben und wohl weiterhin spielen werden.
Jeder Stern erzählt viele verschiedene Geschichten von Erwartung und Freude, von Hoffnung und Verzweiflung. Jeder Stern soll auch von dem großen Licht aus der Höhe erzählen, das zu Weihnachten wieder den Menschen verkündet wird und das durch die Dunkelheiten der Welt hindurch auf alle strahlen soll. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht …“ (Jesaja 9).
Pfarrerin Eva-Maria Schnarre, Frauenreferentin im Kirchenkreis Herford, und der Gemeindereferent der katholischen Gemeinde, Ulrich Martinschledde, waren dabei, als die Sterne nun auf dem Gänsemarkt an den Weihnachtsbaum gehängt wurden. Sie begleiten die Familien von Sternenkindern nicht nur seelsorglich, sondern auch bei den Beisetzungen der gemeinsamen Urnen sowie den individuellen Beerdigungen. Es ist ihnen erlaubt, die Kinder auch aus den Krankenhäusern abzuholen. So entstehen wenigstens nicht noch große zusätzliche Kosten, wo schon Trauer regiert. Beide sind ansprechbar, wenn ein Paar oder eine Mutter hier Unterstützung benötigt.
So traurig viele auch sind, sind sich viele Betroffene dennoch einig: Die Begegnung mit den Sternenkindern war immer auch ein Freudenfunken im Leben derer, die ihnen – länger oder kürzer – begegnen durften. Darum ist es gut, dass ihre Sterne nun von Dunkelheit und Licht zugleich erzählen – dort auf dem Herforder Weihnachtsmarkt.
Kommentare