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Kreis Herford: „Bescheidenheit ist jetzt angesagt“ / Kirchenkreis will Millionen-Defizit abbauen und richtet sich neu aus

Kreis Herford: „Bescheidenheit ist jetzt angesagt“ / Kirchenkreis will Millionen-Defizit abbauen und richtet sich neu aus

Kreis Herford: „Bescheidenheit ist jetzt angesagt“ / Kirchenkreis will Millionen-Defizit abbauen und richtet sich neu aus

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Kreis Herford: „Bescheidenheit ist jetzt angesagt“ / Kirchenkreis will Millionen-Defizit abbauen und richtet sich neu aus

Titelfoto: Die Kreissynode tagte im Elisabeth-von-der-Pfalz-Berufskolleg.


Der Evangelische Kirchenkreis Herford ringt mit der finanziellen Entwicklung seiner Einnahmen. Zu den Ursachen zählen unter anderem der demografische Wandel und damit sinkende Mitgliederzahlen sowie Kirchenaustritte. Bei seiner November-Synode, die im Herforder Elisabeth-von-der-Pfalz-Berufskolleg tagte, zeigten sich die Synodenmitglieder entschlossen, die Herausforderungen anzunehmen und durch Strukturänderungen mittelfristig wieder einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen.

Dabei helfen soll die bereits im September beschlossene „Wirkungsanalyse“, die Prioritäten für die zukünftige kreiskirchlichen Arbeit festlegen soll. „Wir sind der erste Kirchenkreis in Westfalen, der in diese Richtung geht – das ist sehr spannend“, berichtete Superintendent Dr. Olaf Reinmuth von den ersten Arbeitssitzungen. Kurzfristig hilft das jedoch noch nicht. Und so musste Pfarrer Axel Bruning als Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses vor der Kreissynode ein Jahresergebnis mit deutlichem Minus verkünden. „Das Ergebnis für das Jahr 2024 ist nur durch eine Rücklagenentnahme von rund 1,5 Millionen Euro auszugleichen“, beschrieb er die für den Kirchenkreis Herford neue Situation.

Foto oben: Superintendent Dr. Olaf Reinmuth

Auch die kommenden Haushaltsjahre lassen keinen finanziellen Spielraum zu – im Gegenteil: Der Kirchenkreis wird weiter tief in seine freien Rücklagen greifen müssen. Während das Defizit im Haushalt 2025 mit vier Millionen Euro geplant ist, wird für 2026 im Haushaltsplan eine Rücklagenentnahme von 2,9 Millionen Euro angesetzt. Die Ursachen dafür sind laut des Finanzausschussvorsitzenden ein anhaltender Rückgang der Mitgliederzahlen, schwächere Wirtschaftsdaten, gestiegene Personalkosten und unterfinanzierte Kitas seitens des Landes sowie hohe Sachkosten, unter anderem durch eine umfassende IT-Umstellung. Zudem blieb die Kirchensteuer im Jahr 2024 mit knapp 15,8 Millionen Euro unter den Erwartungen. 

Bruning: „Wir geben zurzeit etwa 20 Prozent mehr aus, als wir einnehmen. Das strukturelle Defizit ist einfach zu hoch.“ Die westfälische Landeskirche rechnet zwar in den kommenden Jahren mit konstant bleibenden Kirchensteuereinnahmen, diese verlieren jedoch durch die Inflation und insbesondere durch die Entwicklung der Löhne und Gehälter real an Wert. Ein Teil der kreiskirchlichen Kapitalerträge müsse daher zur Defizitdeckung eingesetzt werden – mit langfristig gefährlichen Folgen: Schrumpfen die Rücklagen, sinken auch die Erträge aus den Finanzanlagen. „Bescheidenheit ist jetzt einfach angesagt“, betont der Finanzausschussvorsitzende.

Foto oben: Pfarrer Axel Bruning, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses

Die Herforder Kreissynode setzt daher auf tiefgreifende Reformen. Bis 2040 soll die Zahl der Bestandsgebäude mit Hilfe eines Ampelsystems halbiert werden: Kirchengemeinden müssen bei „Gelb“ eingestuften Gebäuden einen höheren Eigenanteil stemmen, bei „Rot“ gibt es keine Zuschüsse mehr.

Auch im pastoralen Dienst kündigen sich Veränderungen an: Seit Jahren gibt es zu wenige Menschen, die Theologie studieren und ein Pfarramt übernehmen möchten. Das trägt dazu bei, dass die Zahl der Pfarrstellen reduziert wird. Weniger Stellen bedeuten zwar sinkende Kosten, haben jedoch auch Auswirkungen auf die Gemeindearbeit. Der Kirchenkreis Herford setzt deshalb auf sogenannte interprofessionelle Teams – dazu gehören unter anderem Gemeindepädagogen und Verwaltungsmanagerinnen – sowie auf die Stärkung des Ehrenamts, um die Arbeit vor Ort zu sichern.

Eine weitere Herausforderung ist der demografische Wandel. Der Blick in die Zukunft zeigt die Dimension des Problems: Für das Jahr 2045 rechnet die Evangelische Kirche nur noch mit rund 10,5 Millionen Mitgliedern in Deutschland – ein Rückgang, der auch die Zahl der Kirchenkreise und Landeskirchen beeinflussen wird.

Trotz der ernsten Lage sieht Bruning zumindest für den Kirchenkreis Herford mehrere Anzeichen für einen erfolgversprechenden Strukturwandel. „Wir überlegen genauer, wofür wir unser Geld ausgeben“, sagte er. Die neuen Instrumente wie Gebäudeampel und Wirkungsanalyse sollen helfen, die finanziellen Mittel gezielter einzusetzen. Ein ausgeglichener Haushalt könnte seiner Meinung nach ab 2028/2029 möglich sein. 

Die Synode folgte den Vorschlägen des Finanzausschusses und des Kreissynodalvorstandes und stimmte den Finanzplanungen samt Rücklagenentnahmen zu. 

Haushaltsrede im Wortlaut

Download, PDF-Datei: Haushaltsrede des Vorsitzenden des Finanzausschusses Pfarrer Axel Bruning

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