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Kreis Herford: Mit Wehmut nahm die Hochschule für Kirchenmusik Abschied von Herford

Kreis Herford: Mit Wehmut nahm die Hochschule für Kirchenmusik Abschied von Herford

Kreis Herford: Mit Wehmut nahm die Hochschule für Kirchenmusik Abschied von Herford

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Kreis Herford: Mit Wehmut nahm die Hochschule für Kirchenmusik Abschied von Herford

Text und Fotos: Ralf Bittner

Mit einem Konzert des Bläserkreises begann das Abschiedsfest der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen am Standort Herford. Dirigiert von Studierenden erklangen ausschließlich Stücke, die von Studierenden – ehemaligen und aktuellen – der Hochschule – komponiert worden waren.

Dankbarkeit für fast 80 Jahre

Hochschuldirektor Jochen Kaiser blickte voller Dankbarkeit auf die fast 80 Jahre währende akademische Ausbildung von Kirchenmusikern in Herford zurück, die Kontakte über ganz Deutschland gespannt hatte. Er warb auch um Verständnis für die von der Landeskirche getroffene Entscheidung, die Kirchenmusik auf neue Beine zu stellen und neben der klassischen Ausbildung einen Studiengang für kirchliche Popmusik einzurichten. Sein Ziel für den Festtag war einfach: noch einmal alle Räume der Hochschule mit der imposanten Villa an der Parkstraße mit Musik zu füllen.

Foto oben: Mit einem Bläserkonzert beginnt das Abschiedsfest der Hochschule für Kirchenmusik auf dem Hochschulgelände an der Parkstraße. Studierende dirigieren Werke Ehemaliger.

Auch Landeskirchenmusikdirektor und Leiter der Kantorei der Marienkirche Harald Sieger warb dafür, Bewährtes nicht aufzugeben, sich aber Neuem zu öffnen, auch wenn er die Nähe der Ausbildungsstätte zu seiner Wirkungsstätte auf dem Stiftberg sicher vermissen werde. „Mit Vollgas ins Ruhrgebiet!“, versuchte er Aufbruchstimmung zu verbreiten. Doch der Tag stand im Zeichen des Abschieds und für die Studierenden im Zeichen eines Aufbruchs mit Fragezeichen.

Die Bibliothek verwandelte sich in einen Flohmarkt, wo es Noten gegen Spenden zu ergattern gab, aber ehemalige Studierende auch ihre Examensarbeiten nicht nur einsehen, sondern auch mitnehmen konnten. Gefragt waren auch die Instrumente der Hochschule. Monika Hofmann, Dozentin für Posaune und Bläserchorleitung, war von der Nachfrage nach den gebrauchten Instrumenten aus den Hochschulbeständen überrascht. Fast 20 Instrumente hätten zum Verkauf gestanden, bis auf drei waren zur Mittagspause alle schon weg.

Ein paar Räume weiter waren Chronikbände ausgelegt, die die Geschichte der Hochschule, alle Veranstaltungen und Presseberichte von 1949 bis in die unmittelbar letzten Tage vor dem Auszug enthalten. Auf einen Blick wurde klar, welch gewaltiger Baustein in Herfords Kulturlandschaft gerade abgetragen wird.

Foto oben: Die ausliegenden Chronikbände machen auf einen Blick deutlich, welchen Beitrag die Hochschule zum Kulturleben in Herford und Umgebung geleistet hat.

Seit 1948 in Herford

Begonnen hatte der Unterrichtsbetrieb 1948 im damaligen Gemeindehaus der Herforder  Münsterkirchengemeinde. 1949 zog die damalige Westfälische Landeskirchenmusikschule in eine ehemalige Zigarrenfabrik an der Bielefelder Straße, wo ein Internat angeschlossen war. 1955 folgte der Umzug in die repräsentative Menkhoff’sche Villa an der Parkstraße. Zuletzt studierten noch 24 angehende Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Herford klassische Kirchenmusik, ebenso viele sind es am Standort Witten mit dem Schwerpunkt „Pop“.

Katharina Heibges und Jannik Raeker gehören zu den Studierenden, die eben noch den Posaunenchor dirigierten und nach Witten umziehen müssen. Für Heibges als fortgeschrittenere Studierende kommt die Aufgabe ihrer C-Stelle als Kirchenmusikerin dazu. Bei vielen Mitstudierenden sieht das ähnlich aus. Der gleichzeitige Wegzug so vieler junger Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker wird Spuren in den Kirchengemeinden in OWL hinterlassen. Dieses Vakuum zu füllen dürfte eine der vordringlichsten Aufgaben des Kreiskantors Immanuel Sowa sein.

Am Nachmittag gab es dann noch einmal reichlich Musik, unter anderem von der Westfälischen Kantorei oder einem Konzert mit Studierenden aus den Klassik- und Pop-Abteilungen zum Finale. Richtig spürbar werden dürfte der Geist des Aufbruchs wohl erst Montag, 6. Oktober, wenn zwischen 9.30 Uhr und 13.30 Uhr der Neubeginn in Witten gefeiert wird.

 

Titelfoto: Katharina Heibges und Jannik Raeker gehören zu den Studierenden, die umziehen müssen. Das Klavier stand beim Abschied als "Fotospot" für Erinnerungsfotos vor der Hochschul-Villa.

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