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Superintendet Dr. Olaf Reinmuth zu den Ergebnissen der Forums-Studie

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Superintendet Dr. Olaf Reinmuth zu den Ergebnissen der Forums-Studie

Dokumentation der Stellungnahme aus dem Februar 2024


Foto: Archivbild.


Dr. Olaf Reinmuth, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herford:

Der Schrecken sitzt tief. Das Selbstbild bröckelt. Sexualisierte Gewalt ist ein Riesenthema in der Evangelischen Kirche. Und zwar schon lange. Die Forum-Studie hat es an den Tag gebracht. Mit einer groß angelegten Untersuchung hat die EKD vor drei Jahren ein unabhängiges Expertenteam beauftragt. Der Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und ihre Häufigkeit sollte untersucht werden.

Das Ergebnis, jetzt gerade vorgestellt, ist ernüchternd. Sexualisierte Gewalt ist in den evangelischen Einrichtungen und Gemeinden immer wieder vorgekommen. Schlimmer: wenn der Übergriff bekannt wurde, wurde die Sache oft im Sinne des Schutzes der Institution gelöst und wurden letztlich auch Beschuldigte geschützt. Was mit den Betroffenen passierte, war in früheren Jahren und Jahrzehnten demgegenüber offenbar nicht von so großer Wichtigkeit. Kurz: Vieles ist kaschiert worden und nicht aufgearbeitet. Dass unsere Evangelische Kirche offen ist und sich transparent verhält, zwei Sätze, die häufig zu hören sind, muss einem jetzt im Hals stecken bleiben. Dieses Selbstbild ist in Frage gestellt. Wir sind nicht besser als andere, auch wenn wir das gerne wären und manchmal so tun, als ob wir es seien. Betroffene kamen bisher eher am Rande vor.

Der Aufschrei ist groß, in der Kirche und überhaupt in der Gesellschaft. Die Studie hat aber auch noch anderes untersucht. Was macht es Tätern leicht, an andere heranzukommen und ihnen sexualisierte Gewalt anzutun? Was verhindert bei uns eine klare Aufklärung und einen offenen Umgang mit dieser Form von Gewalt? Vor allem: Wie können wir Kinder und Jugendliche und andere Schutzbefohlene, die uns anvertraut werden, wirklich schützen?

Kirche arbeitet mit Vertrauen und lebt von Vertrauen. Ohne Vertrauen gibt es keine Arbeit in Kirchengemeinden oder kirchlichen Einrichtungen. Wie lässt sich der Missbrauch von Vertrauen verhindern? Wie lässt es sich klar aufklären, wenn es trotzdem passiert ist? Das sind die Fragen, denen wir uns stellen müssen.

Die Perspektive und die Erfahrungen der von sexualisierter Gewalt Betroffenen ist zentral. Dass sie hintenanstehen müssen, geht überhaupt nicht!

Seit über zwei Jahren gibt es hier bei uns intensive Schulungen für sämtliche Haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Wir muten unseren Mitarbeitenden zu, sich intensiv und lange mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinanderzusetzen. Jede und jeder, der in der Kirche mitarbeiten will, muss ein sogenanntes „Erweitertes Führungszeugnis“ vorlegen. Das darf keinen entsprechenden Eintrag haben. Eine wichtige Vorsichtsmaßname. Mit Misstrauen den Ehrenamtlichen gegenüber hat das wenig zu tun. Potenzielle Täter suchen sich Organisationen, wo vertrauliche Nähe der Grundstoff der Arbeit ist. Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen sind und bleiben gefährdet.

Besonders weit mit Schulungen ist unsere Jugendarbeit. Das freut mich sehr. Dort gibt es außerdem schon länger ein Schutzkonzept. Neue Teamer werden immer wieder nachgeschult: Wo ist die Grenze für Nähe? Wie ist das mit Berührungen? Was geht? Was geht überhaupt nicht? Was muss ich tun, wenn jemand Grenzen überschritten hat?

Man darf keine Scheu haben vor diesen Fragen. Wir müssen uns damit intensiv beschäftigen. Das zeigt die Forum-Studie überaus deutlich. Nicht jede Ausübung sexualisierte Gewalt wird sich verhindern lassen. Aber minimieren – das muss möglich sein! Und zwar schnell!

 

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